Erbfehler u. genetische Besonderheiten

Übersicht über Erbfehler u. genetische Besonderheiten je Rasse.

Kennzeichnung Erbfehler-Risiko:

Es werden alle Stiere des verwendeten Stierpools wie mitgerechnet. In der Spalte Anmerkung/Vorschlag (Ansicht Anpaarungsvorschlag werden Risikoanpaarungen farblich gekennzeichnet, sobald ein nennenswertes Risiko für einen Erbfehler besteht. Als Kriterium wird dabei die theoretische Wahrscheinlichkeit des Erbfehlers beim Kalb aus dieser Anpaarung verwendet. Der Vorschlag von Risikoanpaarungen (Erbfehler) kann in der Ansicht Einstellungen automatisch verhindert, bzw. minimiert werden.

Rot gekennzeichnet werden Kombinationen, aus denen bei zumindest jedem 16. Kalb (=mind. 6,25%) ein Erbfehler zu erwarten ist. Dieses Risiko ergibt sich zum Beispiel bei Anpaarung eines Trägers an eine Kuh, deren Vater oder/und Muttersvater ebenfalls Träger des gleichen Erbfehlers ist. Solche Anpaarungen sollten in der Praxis vermieden werden. Stier-Kuh-Kombinationen, bei denen es bei jedem 32. Kalb zum Auftreten des Erbfehlers kommt (3,125% bis unter 6,25%) werden gelb markiert. Inwieweit solche Anpaarungen gemacht werden, bleibt letztlich jedem Züchter selbst überlassen.

Auf diese Weise lässt sich das Erbfehler-Risiko praktisch auf Null reduzieren, ohne dass wertvolle Genetik generell aus der Zucht ausgeschlossen werden muss.

Unterabschnitte von Erbfehler u. genetische Besonderheiten

Fleckvieh

Genetische Besonderheiten und Erbfehler beim Fleckvieh

Arachnomelie  - Minderwuchs - Thrombopathie - ZDL - Zwergwuchs

Genetischer Hintergrund: Nach derzeitigem Wissensstand zeigen alle angeführten genetischen Besonderheiten und Erbfehler (außer Hornlosigkeit) einen monogen homozygot rezessiven Erbgang. Das bedeutet, dass nur ein Genort verantwortlich ist (monogen) und das spezifische Erscheinungsbild nur dann zum Vorschein kommt, wenn das Defektallel an einem Genort reinerbig (homozygot) auftritt. Das ist wiederum nur möglich, wenn das Tier die beiden Defektallele sowohl vom Vater als auch von der Mutter geerbt hat, also beide Eltern Anlageträger sind. Mischerbige (heterozygote) Tiere zeigen selbst keinerlei Beeinträchtigungen.

Häufigkeit des Auftretens: Bei Anpaarung zweier Anlageträger kommt es bei einem Viertel der Kälber zum Auftreten des Erbfehlers, die Hälfte der Kälber ist Anlageträger aber gesund, ein Viertel ist frei vom Defektallel. Bei der Anpaarung eines Anlageträgers an eine Kuh, deren Vater ebenfalls Anlageträger ist, ist bei jedem 8. Kalb mit der Ausprägung des Erbfehlers zu rechnen. In der Tabelle ist ein Überblick über das erwartete Auftreten des Erbfehlers bei reiner Zufallspaarung bzw. bei Anpaarung mit einem bekannten Träger für unterschiedliche Genfrequenzen in der Population dargestellt. Bei einem Erbfehler mit einer Genfrequenz von z.B. 3% ist bei 9 von 10.000 zufälligen Paarungen mit dem Auftreten des Erbfehlers zu rechnen, bei Anpaarung mit einem Anlageträger steigt der Wert aber auf 15 von 1.000.

Auftreten des Erbfehlers bei Zufallspaarung bzw. Anpaarung mit Träger.
GENFREQUENZ (%) ZUFALLSPAARUNG Anzahl pro 10.000 Anpaarungen ANPAARUNG MIT TRÄGER Anzahl pro 1.000 Anpaarungen
1 1 5
2 4 10
3 9 15
4 16 20
5 25 25
10 100 50

Arachnomelie (A) - Spinnengliedrigkeit

Erscheinungsbild: Betroffene Kälber werden tot geboren oder sterben kurz nach der Geburt. Auffällig sind die dünnen Röhrenknochen, der verkrümmte Rücken und der häufig verkürzte Unterkiefer. Durch die versteiften und brüchigen Gliedmaßen kommt es neben dem Verlust des Kalbes oft auch zu Verletzungen des Geburtswegs.

Hintergrund: Geht auf SEMPER zurück Genfrequenz (weiblich 2013) ca. 0,3% Gentest möglich

Beispiele von Anlageträgern: EGEL, EGOL, NAAB, NORIKER, REXON, ROMEL

Minderwuchs (FH2):

Erscheinungsbild: Meist weitgehend normales Geburtsgewicht, massives Zurückbleiben im Wachstum, normale Kopfform

Hintergrund: Ursprung nicht bekannt Genfrequenz (weiblich 2013) ca. 3% Gentest möglich

Beispiele von Anlageträgern: MADERA, GS MALF, MANDL, MERTIN, GS RUMGO, WALDBRAND, WINNIPEG, WITZBOLD

Thrombopathie (TP) - Bluterkrankheit

Erscheinungsbild: Normales Allgemeinbefinden, leiden aber nach Verletzungen, Injektionen oder chirurgischen Eingriffen an anhaltenden Blutungen der Haut, der Nase und Schleimhäute durch massiv beeinträchtigte Blutgerinnung. Kann bis zum Tod führen.

Hintergrund: Geht auf RADI und RENNER (aber nicht auf REDAD) zurück Genfrequenz (weiblich 2013) ca. 4% Gentest möglich

Beispiele von Anlageträgern: RALBO, RANDY, RENGER, REPORT, RESOLUT, ROUND UP, RUMBA, GS RUMGO, GS VANDOR, VANSTEIN

Zinkdefizienz-like Syndrom (ZDL) - Zinkmangel-ähnliche Hauterkrankung

Erscheinungsbild: Kälber werden gesund geboren, wiederkehrende Durchfall- und Atemwegserkrankungen, im Alter von ca. 6 bis 12 Wochen entzündliche Hautveränderungen, führt zum Tod.

Hintergrund: Geht vermutlich auf STREITL (bzw. dessen MV HARTL) zurück Genfrequenz (weiblich 2013) unter 1% Gentest möglich, Haplotypentest sehr unsicher

Beispiele von Anlageträgern: FIDELIS, HERICH, MATREI, STREITL, STROVANNA

Zwergwuchs (DW):

Erscheinungsbild: Geburtsgewicht meist nur zwischen 15 und 20 kg, langsames Wachstum, typische spitze Kopfform mit gerader Nasenlinie, häufig Unterkieferverkürzung

Hintergrund: Geht auf POLZER zurück Genfrequenz (weiblich 2013) ca. 1% Gentest möglich

Beispiele von Anlageträgern: LAVENT, MAURER, PASTA, RASPUTIN, WILLE

Braunvieh

Genetische Besonderheiten und Erbfehler beim Braunvieh

Arachnomelie - BH2 - SDM - SMA - Weaver

Genetischer Hintergrund: Nach derzeitigem Wissensstand zeigen alle angeführten genetischen Besonderheiten und Erbfehler (außer Kappa-Kasein) einen monogen homozygot rezessiven Erbgang. Das bedeutet, dass nur ein Genort verantwortlich ist (monogen) und das spezifische Erscheinungsbild nur dann zum Vorschein kommt, wenn das Defektallel an einem Genort reinerbig (homozygot) auftritt. Das ist wiederum nur möglich, wenn das Tier die beiden Defektallele sowohl vom Vater als auch von der Mutter geerbt hat, also beide Eltern Anlageträger sind. Mischerbige (heterozygote) Tiere zeigen selbst keinerlei Beeinträchtigungen.

Häufigkeit des Auftretens: Bei Anpaarung zweier Anlageträger kommt es bei einem Viertel der Kälber zum Auftreten des Erbfehlers, die Hälfte der Kälber ist Anlageträger aber gesund, ein Viertel ist frei vom Defektallel. Bei der Anpaarung eines Anlageträgers an eine Kuh, deren Vater ebenfalls Anlageträger ist, ist bei jedem 8. Kalb mit der Ausprägung des Erbfehlers zu rechnen. In der Tabelle ist ein Überblick über das erwartete Auftreten des Erbfehlers bei reiner Zufallspaarung bzw. bei Anpaarung mit einem bekannten Träger für unterschiedliche Genfrequenzen in der Population dargestellt. Bei einem Erbfehler mit einer Genfrequenz von z.B. 3% ist bei 9 von 10.000 zufälligen Paarungen mit dem Auftreten des Erbfehlers zu rechnen, bei Anpaarung mit einem Anlageträger steigt der Wert aber auf 15 von 1.000.

Auftreten des Erbfehlers bei Zufallspaarung bzw. Anpaarung mit Träger.
GENFREQUENZ (%) ZUFALLSPAARUNG Anzahl pro 10.000 Anpaarungen ANPAARUNG MIT TRÄGER Anzahl pro 1.000 Anpaarungen
1 1 5
2 4 10
3 9 15
4 16 20
5 25 25
10 100 50

Arachnomelie (A) - Spinnengliedrigkeit

Erscheinungsbild: Betroffene Kälber werden tot geboren oder sterben kurz nach der Geburt. Auffällig sind die dünnen Röhrenknochen, der verkrümmte Rücken und der häufig verkürzte Unterkiefer. Durch die versteiften und brüchigen Gliedmaßen kommt es neben dem Verlust des Kalbes oft auch zu Verletzungen des Geburtswegs.

Hintergrund: Geht auf MASTERPIECE bzw. die Kuh NORVIC LADY LOA zurück Genfrequenz (weibl. 2013) ca. 1% Gentest möglich

Beispiele von Anlageträgern: AMARANTO, NORVIC

Braunvieh-Haplotyp 2 (BH2):

Erscheinungsbild: Höhere Totgeburtenrate und deutlich erhöhter Anteil an Aufzuchtverlusten durch höhere Krankheitsanfälligkeit

Hintergrund: Geht auf RANCHO RUSTIC MY DESIGN zurück Genfrequenz (weibl. 2013) ca. 6%

Beispiele von Anlageträgern: BLEND, COLLECTION, EMERALD, EMORY, SENSATION, PAYSSLI, PRESET, TRILOGY, VOGUE, ZEPHIR, ZOLDO

Spinale Dysmyelinisierung SDM (D):

Erscheinungsbild: Festliegen ab Geburt häufig in Seitenlage mit gestreckten Beinen, Mondguckerhaltung, meist Abgang in der ersten Lebenswoche

Hintergrund: Geht auf ELEGANT zurück Genfrequenz (weibl. 2013) ca. 6% Gentest möglich

Beispiele von Anlageträgern: DOTSON, PRESIDENT, TELSTAR, VOGUE

Spinale Muskelathrophie SMA (M):

Erscheinungsbild: Lähmungserscheinungen im Alter von 3 bis 5 Wochen, Festliegen, Lungenentzündung Kälber werden selten älter als 2 Monate

Hintergrund: Geht auf DESTINY zurück Genfrequenz (weibl. 2013) ca. 3% Gentest möglich

Beispiele von Anlageträgern: EMSTAR, ETPAT, JACKPOT, JETWAY, JUPAZ, MATTHEW, STRETCH IMPROVER, TARGET

Weaver (W):

Erscheinungsbild: wird im Alter von 5 bis 18 Monaten sichtbar, Rückenmarksveränderung, Probleme beim Aufstehen, unsicherer, schwankender Gang, Muskeln in Nachhand bilden sich zurück, führt zu Festliegen und Tod durch Pansenlähmung

Hintergrund: Geht auf DAPPER zurück Genfrequenz (weibl. 2013) ca. 3% Gentest möglich

Beispiele von Anlageträgern: AUTSOWIK, BARBARAY, MATTHEW, PROLINER, TARGET, ZAK, ZELAD

Holstein

Genetische Besonderheiten und Erbfehler beim Holstein

CVM - Complex Vertebral Malformation (CVM)

Schwere Entwicklungsstörung der Wirbelsäule. Die Kälber werden abortiert, zu früh oder tot geboren. Missbildungen an den Wirbelkörpern, verkürzte Wirbelsäule, versteifte, nach innen verdrehte Gelenke an allen vier Gliedmaßen.

Brachyspina - (BY)

Die Symptome sind bei Merkmalsträgern mit verkürzter Wirbelsäule, verlängerten Gliedmaßen, embryonalem Frühtod und Missbildung der Organe gekennzeichnet. Es wird kein lebensfähiges Kalb geboren. Der embryonale Frühtod ist wohl das häufigste Symptom und bleibt oft unbeachtet.

BLAD - Bovine Leucocyte Adhesion Deficiency (BL)

Die weißen Blutzellen der betroffenen Tiere haben die Fähigkeit verloren, auf Endotheloberflächen zu haften und die Blutgefäße in Richtung Infektionsort zu verlassen. Die Kälber sterben meist in den ersten Lebenswochen an Banalinfektionen.

Hornlosigkeit

Genetischer Hintergrund Hornlosigkeit (P)

Erscheinungsbild: Hörner fehlend bzw. als Wackelhorn ausgeprägt

Hintergrund:

Für die Ausprägung der Hornlosigkeit sind neben dem Horn-Genort H (der reinerbig vorliegt) zwei weitere Genorte verantwortlich:

  • Genort P (P = polled = hornlos): P ist dominant über H, daher keine Ausprägung von normalen Hörnern (aber Wackelhorn möglich)
  • Genort S (S = scurs = Wackelhörner): S überlagert P

PP = homozygot (reinerbig) hornlos (bzw. PP* für Gentestergebnis)

Pp = heterozygot (mischerbig) hornlos (bzw. Pp* für Gentestergebnis)

P = phänotypisch hornlos, aber Genotyp noch nicht bekannt

PS = genetisch hornlos (PP oder Pp) mit Wackelhorn-Ausprägung

Bei Anpaarung eines PP-Stieres an eine behornte Kuh (pp) sind alle Nachkommen Pp, also hornlos. Werden zwei Pp-Tiere gepaart, sind ein Viertel PP (hornlos), die Hälfte Pp (hornlos) und ein Viertel pp (behornt) zu erwarten. Wird ein Pp-Stier an eine pp-Kuh angepaart, ist die Hälfte der Nachkommen hornlos (Pp) und die andere Hälfte behornt (pp). Ein Gentest für den P-Genort ist möglich.